BAIN?!

Fragen und Antworten zu Bibliotheks- und Archivinformatik

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16 October 2020

5: Weitere Archivinformationssysteme

by K.K.Buhler

ATOM & ANTON

Im Folgenden werden weitere Archivsysteme vorgestellt. Grundsätzlich gilt es auch hier zwischen Open-Source und kommerziellen Produkten zu unterscheiden. Die Grenze ist manchmal auch etwas verwischt, weil es Systeme gibt, die wohl auf Open Source Software basieren, aber dann mit Dienstleistungen zusammen verkauft werden (z.B. Speicherplatz und Support).

Was ist AtoM?

AtoM Access to Memory, ist eine Open-Source-Software, die durch eine Entwickler-Community gepflegt wird. Mit AtoM können Objekte archivisch beschrieben, verwaltet und präsentiert werden.

AtoM (short for Access to Memory) is a web-based, open source application for standards-based archival description and access. The application is multilingual and multi-repository. First commissioned by the International Council on Archives (ICA) to make it easier for archival institutions worldwide to put their holdings online using the ICA’s descriptive standards, the project has since grown into an internationally used community-driven project. (AtoM on GitHub)

AtoM Startseite

Abb.: AtoM-Download-Button auf der Startseite

Als Mitarbeiterin an der Forschungsbibliothek Pestalozzianum arbeite ich an einem Projekt, mit welchem historische Glasdias erschlossen werden. Mehr als 7000 Glasdiapositive wurden digitalisiert und von der Firma docuteam in die Plattform eingespeist. Dieser Support ist kostenpflichtig.

Meine Aufgabe besteht darin, die einzelnen Sujets formal zu beschreiben. Dazu werden ausgewählte Felder, die dem ISAD-G-Standard entsprechen, ausgefüllt. Weil dieselbe Plattform auch von anderen Projektteams (Projekt Schulwandbilder, Projekt Kinderzeichnungen) verwendet wird, lässt sich die Oberfläche nicht weiter individualisieren. Ansonsten könnten benutzerdefinierte Formulare erstellt werden, die eine Handhabung vereinfachen. Grundsätzlich liessen sich auch CSV-Files importieren, was bei der Bearbeitung von Serien sinnvoll wäre. Der Backend-Oberfläche ist zu entnehmen, das EAD- oder XML-Dateien exportiert werden können. Das werde ich für die nächste Übung zu den Schnittstellen ausprobieren. Einmal eingerichtet, ist es ein schöne Präsentationsplattform der Digitalisate.

AtoM Teilbestand

Abb.: Eintrag auf der Verzeichnisstufe Teilbestand mit Anzeige der darin enthaltenen Items

AtoM Item

Abb.: Ausschnitt eines Eintrags auf der Verzeichnisstufe Einzelstück (Item in AtoM)

Was ist ANTON?

ANTON ist eine auf Basis von Open Source-Technologien und -Tools entwickelte Archivdatenbank der Zürcher Firma Kränzle & Ritter. Für ANTON wird ein bewährtes, schlankes Design verwendet. Im ständigen Austausch mit den Kunden von Kränzle & Ritter wird ANTON weiter entwickelt und dadurch auch die Usability stetig verbessert. Für die Recherche und die Bearbeitung der Daten mit ANTON wird keine lokal installierte Software benötigt, sondern lediglich ein Browser. Die Bedienoberfläche ist anpassbar. Es kann eine individuelle Lösung realisiert werden, die Arbeitsprozesse optimal unterstützt. Digitale Objekte können einfach integriert werden (vgl. Abbildung unten). Eine hierarchische Verzeichnung nach ISAD(G) ist mit angepassten Formularen für die einzelnen Verzeichnungsstufen gegeben. Auch der Anschluss an Archives Online, dem Verbund von Staatsarchiven der Schweiz, und an das Archivportal Europa sind möglich. Der Export von EAD-Findbüchern ist kompatibel mit diesen gemeinsamen Zugängen auf Online-Archive.

Bei ANTON als Service teilen sich mehrere Kunden die teure Infrastruktur. Es werden drei Kostenmodelle angeboten:

Hier der Zugang zu einer ANTON-Demoversion.

ANTON Item

Abb.: Eintrag auf der Verzeichnisstufe Einzelstück (Item in ANTON)

ANTON wird laut Mitstudentin und SIK-Mitarbeiterin Giulia D’Amico im internen Archiv vom Schweizerische Institut für Kunstwissenschaft (SIK-ISEA), einem kunstwissenschaftlichen und kunsttechnologischen Kompetenzzentrum, angewendet. In ANTON werden nur die Bestände des Archivs abgebildet. Die Datenbank befindet sich in der letzten Testphase und ist noch nicht online.

Eine interessante Anmerkung von Giulia D’Amico: Es gibt auch bald eine neue Sikart-Seite. Sikart ist DAS Lexikon zur Kunst der Schweiz. Neu am Rechercheportal wird sein, dass die Daten auf RDF-Tripeln basieren und damit beispielsweise Relationen zwischen Lexikonartikel und Nachlassbeständen ermöglicht wird. Ich bin schon sehr gespannt auf beide Veröffentlichungen!

Anscheinend werden im Archivwesen nun auch die neuen technologischen Möglichkeiten entdeckt und angewendet. Gut möglich, dass Sikart eine Wegbereiterin sein könnte und die Anwendung von RDF als Best Practice hilft zu verbreiten …

SCOPE?

Die Firma scope solutions ag bietet Informatiklösungen für das Archivmanagement an. Die Standardlösungen unterstützen die Mitarbeiter’innen von Archiven bei der täglichen Arbeit und decken den gesamten archivischen Arbeitsprozess von der Ablieferung bis zur Vermittlung ab. Dies in der klassischen analogen Archivierung, aber auch (bereits seit 2010) in der OAIS-konformen digitalen Langzeitarchivierung. Zum Testen der Software wird ein Demo-System angeboten.

Mit dem Informationsflyer scopeArchiv wird das Archivinformationssystem umfassend beschrieben.

Anwendungsbeispiel: Staatsarchiv Basel

CMI Star?

Die Recherche zeigt, dass CMI Star zu CMI Archiv weiterentwickelt wurde. Hier ein erklärender Blogbeitrag dazu. Dahinter steht die Zürcher Firma CM Informatik AG mit vier Zweigstellen in der Schweiz und Deutschland. CMI stellt die zentrale Datenhaltung und Archivierung während des gesamten Lebenszyklus sicher – bis und mit Langzeitarchivierung für historisch relevante Informationen und Dokumente. Zu den Kunden zählen Gemeinden und Staatsarchive.

Anwendungsbeispiel ETH Zürich. Ein interessanter Bericht des Archivs für Zeitgeschichte.

Ganz was anderes:

Aber auch sehr interessant: Kitodo «Key to Digital Objects». So beschreibt der Berliner Verein sein Produkt:

Kitodo ist eine quelloffene Softwaresuite für die Digitalisierung von Kulturgut in großen wie kleinen Bibliotheken, Archiven, Museen und Dokumentationszentren. Verschiedene Module mit offenen Schnittstellen unterstützen die Produktion, Präsentation und Archivierung digitaler Objekte. Die Software ist flexibel für unterschiedlichste Digitalisierungsstrategien und skalierbare Geschäftsmodelle einsetzbar – für Inhouse-Projekte, reine Firmendienstleistungen oder Mischformen. Kitodo wird von einer dynamischen Anwender- und Entwicklercommunity und dem gemeinnützigen Verein Kitodo e. V. getragen und laufend kooperativ weiterentwickelt.

Weiter zu Beitrag 6 “Repository-Software für Publikationen und Forschungsdaten”.

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